KIRCHLICHE BESTATTUNG
Muslimische Bestattungen möglich auf dem katholischen Friedhof in Bad Bentheim
Auf dem katholischen Friedhof in Bad Bentheim können zukünftig auch Menschen muslimischen Glaubens beerdigt werden. Eine entsprechende Vereinbarung haben
kürzlich die katholische Kirchengemeinde St. Johannes der Täufer als Eigentümer des Friedhofs und die Ditib-Gemeinde in Bad Bentheim geschlossen. Bislang haben Muslime aus Bad Bentheim verstorbene
Angehörige auf dem Südfriedhof in Nordhorn beerdigen können, wo es auch einen muslimischen Teil gibt. Doch der wird zunehmend voller. „Wenn die Familien nicht aus Nordhorn kommen, geht es dort nicht
mehr“, sagt Cetin Celik von der Bad Bentheimer Ditib-Gemeinde.
Also nahmen sie Kontakt zu Bürgermeister Dr. Volker Pannen auf, um nach einer Lösung zu suchen. Die Stadt trat daraufhin an Pfarrer Hubertus Goldbeck von der katholischen Kirchengemeinde heran. „Wir hatten zuerst überhaupt keine Vorstellung, was auf uns zukommt“, gibt er zu. Es folgten viele Gespräche und intern sei durchaus kontrovers diskutiert worden, bekennt Goldbeck. Doch schließlich habe der Kirchenvorstand zugestimmt. Der Pfarrer spricht zwar von einer „Entscheidung auf den zweiten Blick“, weil man sich erst einmal mit der Thematik auseinandersetzen musste. Doch im Endeffekt – das betonen sowohl die Vertreter der katholischen als auch der Muslimische Gemeinde, haben die vielen offenen Gespräche zum Thema Friedhof beide Seiten viel näher zusammengebracht, auch wenn es in anderen Bereichen schon eine gute Zusammenarbeit gegeben hat. So hat die Ditib-Gemeinde etwa einen Mobilraum für die Kita St. Johannes zur Verfügung gestellt.
„In den vielen Nebengesprächen während unserer Sitzungen haben wir alle gemeinsam immer wieder festgestellt, wie ähnlich eigentlich die Werte unserer Religionen vom Grundsatz her sind“, sagt Cetin Celik. Geografisch sind sich die beiden Gemeinden ohnehin schon lange sehr nah – die Räume der Ditib-Moschee Bad Bentheim befinden sich in der früheren Johannes-Schule an der Hofstiege ganz in der Nähe der katholischen Kirche. Der Dialog soll auch künftig noch weiter intensiviert werden. „Wir finden es wichtig, dass die Muslime ihre verstorbenen Angehörigen hier besuchen können. Sie gehören zu uns, Bentheim ist ihre Heimat“, sagt Hubertus Goldbeck. „Wir leben hier doch Haustür an Haustür, da muss das doch selbstverständlich sein.“
Das bestätigt auch Hasan Topal von der Ditib-Gemeinde so, der selbst seit
Jahrzehnten in Bad Bentheim lebt: „Von der ersten Generation sind noch alle in der Türkei beerdigt worden.“ Das ist inzwischen längst nicht mehr so. Von denen, die einst als Gastarbeiter gekommen
sind, lebt inzwischen die vierte oder fünfte Generation hier. Sie sehen Bad Bentheim längst als Heimat an. Über die Entscheidung der katholischen Gemeinde ist Hasan Topal sehr froh und dankbar: „Das
werden wir nicht vergessen“, sagt er.
Praktisch wird sich auf dem katholischen Friedhof an der Gildehauser Straße kaum etwas ändern. Das
muslimische Gräberfeld soll im hinteren Bereich zwischen dem Zaun als westliche und dem Buschwerk als östliche Grenze auf einem rund 1000 Quadratmeter großen Bereich entstehen. „Die
Gräber mit der Bepflanzung und den Grabsteinen sehen im Grunde genauso aus wie die anderen Gräber auch“, erklärt Hubertus Goldbeck. Das schreibt allein schon die Friedhofsordnung vor, die etwa die
Maße der Grabsteine vorgibt. Ein Unterschied zu den christlichen Gräbern ist die Ausrichtung nach Mekka. Auch werden Muslime nicht in einem Sarg, sondern in einem Leichentuch bestattet.
Dazu hat das Gesundheitsamt eine entsprechende Ausnahmeregelung für den Friedhof zugelassen.
Wer aus unseren Gemeinden noch weitere Fragen hat, melde sich gerne jederzeit bei Pastor Goldbeck oder bei den Mitgliedern des Friedhofausschusses.
Nähere Auskünfte zu den Friedhöfen und den Friedhofsordnungen erteilen die Mitglieder des Friedhofsausschusses der Kirchenvorstände bzw. die Friedhofsrendantin:
Frau Kordula Hoffmann