Von Susanna Austrup
Osterglocken wiegen sich im Wind und die Knospen der Sternmagnolie sind kurz davor aufzubrechen. Auch der Goldlack zeigt schon kräftig Farbe. Ehrenamtliche Hobbygärtnerinnen der Bad Bentheimer
Kirchengemeinde St. Johannes der Täufer ziehen im Vorgarten des Pfarrers Blumen für den eigenen Altarschmuck.
Zur Freude der Gemeindemitglieder und vieler Insekten.
Regina Liesche inspiziert die Blumenbeete. Im Augenblick ist noch nicht ganz so viel zu sehen. Trotz einiger warmer Tage im Februar war das Frühjahr insgesamt ziemlich kalt, sodass die Natur
hinterherhinkt. Trotzdem: Dicht über dem Boden fliegt laut brummend eine dicke Hummel. Sie ist hier sehr willkommen.
„Wir gewinnen in dem Garten den Schmuck für den Altar, ganz fair und nachhaltig, im Einklang mit der Natur und den Jahreszeiten“, erklärt Liesche, die den Garten zusammen mit Irene Recke und
einigen anderen Ehrenamtlichen pflegt.
Die Idee für den Blumengarten sei aus dem Bemühen um eine faire Gemeinde gewachsen. Man habe sich mehr Gedanken über den Anbau der gekauften Blumen gemacht, über Schädlingsbekämpfung und
Düngereinsatz bei konventionell angebauten Schnittblumen und den zusätzlichen Verpackungsmüll. Außerdem seien die Flächen rund um die Kirche trist gewesen.
„Nur Immergrün und Rasen, das wollten wir ändern“, erzählt Regina Liesche. Es entstand ein erstes Beet am katholischen Pfarrheim, doch bald wurde nach weiteren Flächen Ausschau gehalten.
Bei Pfarrer Hubertus Goldbeck liefen die Frauen offene Türen ein. Er überließ ihnen eine 120 Quadratmeter große Rasenfläche am Pastorenhaus. „Hier konnten wir ein weiteres Blumenfeld anlegen“, berichtet Liesche, die froh ist, dass sie mit der Arbeit im Garten etwas für die Kirchengemeinde tun kann.
Ähnlich geht es Marielle Schilderman. Die Niederländerin lebt in Gildehaus und engagiert sich zusammen mit elf weiteren Frauen aus der Gemeinde beim Blumendienst. „Meine Mutter hat das schon
früher gemacht und die Blumengruppe in Losser geleitet“, erzählt sie. Vielerorts würden die Küster diesen Dienst übernehmen oder sogar Floristen beauftragt. Schilderman gefällt es, dass der
Blumendienst beim Schmücken des Gotteshauses freie Hand hat.
„Wir versuchen, nach den Jahreszeiten zu schmücken und beachten die Farben der Fest- und Feiertage“, betont sie.
Zu Ostern stünden Weiß und Gelb im Mittelpunkt, während es an Pfingsten die Farbe Rot sei. In den Bentheimer Beeten gedeihen inzwischen fast 50 verschiedene Sorten Blumen, Gräser und Sträucher, was
schon eine beachtliche Auswahl erlaubt. Inzwischen beschäftigen sich Regina Liesche und Irene Recke immer mehr damit,
welche Pflanzen besonders bienenfreundlich sind.
Was das betrifft, wurde Liesche von ihrer Nichte sensibilisiert. Die sei Bienenbeauftragte in Rheinland Pfalz und habe die Anregungen gegeben, verrät sie.
Inzwischen achten die Hobbygärtnerinnen darauf, mehr Doldenblütler und Blumen mit ungefüllten Blüten im Garten anzusiedeln. Zwar wirken die gefüllten Blüten oft sehr prachtvoll, doch weil die Staubgefäße und manchmal auch die Fruchtblätter zugunsten der Optik weggezüchtet wurden, bieten sie Insekten keine Nahrung. „Manchmal müssen wir allerdings Kompromisse eingehen“, sagt Liesche, denn man wolle ja auch gerne etwas Schönes für die Vase haben.
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